Im Herbst sammelte ich alle meine Sorgen und vergrub sie in meinem Garten. Als der Frühling wiederkehrte – im April – um die Erde zu heiraten, da wuchsen in meinem Garten schöne Blumen.
Khalil Gibran, (1883 – 1931), christlich-libanesischer Dichter, Philosoph und Maler
Vieles ist vergangen, vieles ist nicht mehr, wie es einmal war. Die Krankheit Parkinson bereitet Stress, Kummer, Frust – und vielleicht birgt sie auch neue, bereichernde Einblicke und Einsichten. Es tut gut, den Tatsachen ins Antlitz zu sehen – und sie zu akzeptieren. Vielleicht wächst durch das Sammeln und Annehmen der Sorgen und Neuerungen im Herzen eine innere Akzeptanz, die wohltut und Kraft schenkt.
Nutzen Sie deshalb die eher stillen und kühlen Tage, den klaren spärlichen Sonnenschein und die überwältigende Farbkulisse der Blätter, um Ihr Leben Revue passieren zu lassen, um nostalgisch zu werden und in Erinnerungen zu schwelgen.
In der Lebensphase, in der die Parkinson-Krankheit Einzug hält, wird oft eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte gesucht und gebraucht. Es geht nicht einzig um das Entdecken, Annehmen und Akzeptieren der Diagnose und der Symptome der Parkinson-Krankheit, sondern der eigenen Geschichte. Betroffene sind auf der Suche nach Quellen für Kraft und Mut, um ihr Leben neu gestalten, Dialog mit Anderen suchen und sich selbst neu bewusst werden zu können.
Wenn Sie betroffen sind, dann nehmen Sie sich Zeit, einen tieferen Blick auf die eigenen Lebensspuren zu werfen. Sprechen Sie viel über vergangene Tage. Erzählen Sie von Ihrem Leben und schwelgen Sie in Erinnerungen. Nehmen Sie sich auch Zeit, neugierig zu sein, aus Ihrem Leben und dem Anderer zu lernen und neue Ziele für Ihr Leben zu setzen. Diese innere Arbeit wird auch Biographiearbeit genannt.
Ein weiterer Vorteil des Schwelgens in Erinnerungen: Sie als Patienten fördern damit Ihr Langzeitgedächtnis und Ihre Konzentrationsfähigkeit – und als Angehörige leisten Sie durch aktives Zuhören einen wichtigen Teil dieser heilsamen Biographiearbeit.
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antworten hinein.
Rainer Maria Rilke (1875-1926), deutscher Lyriker