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21 November 2017

„Du darfst traurig sein, du darfst weinen, und niemand hat ein Anrecht, dich zu maßregeln.“

Frau R. ist 74 Jahre alt, Rentnerin aus Unterfranken und lebt seit 13 Jahrenmit der Diagnose ‚Parkinson‘. Ihren Namen möchte sie nicht nennen, beantwortet aber gerne Fragen zu ihren persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit.

Wann haben Sie die ersten Anzeichen der Krankheit bemerkt?„Einem Physiotherapeuten war aufgefallen, dass ich mich linksseitig schlecht bewege. Er empfahl mir, einen Arzt aufzusuchen.“

Wie haben Sie auf die Diagnose Parkinson reagiert? „Ich denke, jedem, dem diese Diagnose gestellt wird, reagiert entweder wütend  oder verängstigt, je nach Temperament. Ich habe mich verkrochen und abgewartet.“

Wie hat Parkinson Ihr Leben verändert? „Leise, nein, heimtückisch kamen Einschränkungen, die sich zu einem Berg häuften. Sie  aufzuzählen ist müßig, auch deshalb, weil jeder Tag Überraschungen bereithält, neu zu erleben ist. Wenn dein Körper signalisiert, du  ahnst nicht mehr uneingeschränkt Sport machen und du kannst vieles, das Kraft und Ausdauer verlangt, weder einschätzen noch  ausführen, dann ist dein Leben sehr viel eingeschränkter. Rückblickend muss ich dankbar sein für die Zeit, in der ich die Krankheit schon hatte, aber noch alles tun konnte, was mir Spaß machte.“

Und wie sieht die Zukunft aus? „Ich weiß, meine gute Lebenszeit ist begrenzt. Nicht nur, aber auch, meiner Krankheit wegen. Meine Fähigkeiten, oder meine Lust an Dingen, die ich gerne tue, die mir Freude machen, sie werden abnehmen, und eines Tages gar nicht mehr vorhanden sein.“

Hat Parkinson etwas Positives zu Ihrem Leben beigetragen? „Zugegeben, die Krankheit ‚Parkinson‘ hat  manches  parat, das einschränkt, manchmal auch traurig macht. Aber sie hat mich auch nachdenken lassen über ‚Gott und die Welt‘. Sie  at mich sensibler gemacht, rücksichtsvoller meinen Mitmenschen gegenüber.“ „Schließlich bin ich für mein weiteres Leben  verantwortlich, egal wie es verläuft. Und weil das so ist, habe ich mir einige Kreativ-Tätigkeiten zurechtgelegt, die mich zufrieden bzw.  glücklich machen — manchmal sogar beides.“

Welche kreativen Tätigkeiten machen Ihnen Freude? „Ich schreibe gerne, ich nähe und stelle Stoffe nach Farben und Arten zusammen und ich liebe Blumen. Wenn es mir mal schlecht geht, dann habe ich meinen Garten und meine Hände, und binde Blumensträuße oder Kränze. Das kann ich gut und habe dadurch auch Erfolgsgefühle.“

Was erhoffen Sie sich von der Parkinson-Forschung? „Ich finde die Parkinson-Forschung wichtig, so wie ich alle Fortschritte, die den  Menschen Gutes bringen, für wichtig halte. Was ich mir von der Parkinson-Forschung erhoffe, ist dass sie mir und anderen Betroffenen  as Leben erleichtern und die Schwere der Krankheit verzögert werden kann. Forschung in jeder Form ist meiner  Meinung  nach richtig und wichtig. Leider interessieren Forschungen über Krankheiten zuerst einmal nur Betroffene oder ihre Angehörigen. Es  st also oft ein relativ kleiner Kreis, der sich angesprochen fühlt.“

Gehören Sie einer Selbsthilfegruppe an? „Noch habe ich nicht das  Bedürfnis, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder mich in Selbsthilfegruppen betätigen.“

Warum? „Vielleicht geht es mir  och nicht schlecht genug. Eines Tages werde ich das Bedürfnis danach haben, dann werde ich es tun.“

Haben Sie Ratschläge für Betroffene? „Ratschläge kann und will ich keine geben. Diese Krankheit hat so viele Gesichter, da muss schon jeder seine eigene Form  er Bewältigung finden. Du darfst traurig sein, du darfst weinen, und niemand hat ein Anrecht, dich zu maßregeln. Deine  Stimmungen sind nur und ausschließlich deine Sache. Offenheit über die Krankheit meinen Mitmenschen gegenüber entlastet. Sich  kreativ zu beschäftigen tut gut. Positives zu erleben lässt dich lächeln, grinsen oder laut lachen. Auch das ist eine Sache, welche du  steuern kannst. Das war jetzt doch ein Ratschlag.“

Und zu guter Letzt noch ein Ratschlag für die Gesellschaft? „An die Gesellschaft  appelliere ich, Krankheiten oder Auffälligkeiten, Anderssein, mit hineinzunehmen in ihre ‚Normalität‘, Behinderungen in jeglicher Form  als etwas zu betrachten, was nicht zu belächeln oder zu kommentieren ist — wir alle zusammen machen eine funktionierende Gesellschaft aus.“

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