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27 November 2021

“Krankengymnastik“ fürs Gehirn verbessert kognitive Funktionen bei Parkinson-Patienten

Der ParkinsonFonds Deutschland setzt alles daran, mithilfe von Grundlagenforschung nach neuen Lösungsansätzen für die Verbesserung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten zu suchen, und unterstützt regelmäßig innovative Forschungsprojekte. Jetzt ist es einer Gruppe von führenden Parkinson-Forschern in Deutschland gelungen, einen neuen Therapieansatz zu finden, der großen Anlass zur Hoffnung bietet.

Prof. Dr. Karsten Witt, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg, berichtete uns in einem persönlichen Gespräch über ein neues vielversprechendes Forschungsprojekt, das vor Kurzem abgeschlossen wurde: „Da die medikamentöse Behandlung von kognitiven Störungen bei der Parkinson-Erkrankung nur sehr begrenzt möglich ist, benötigen wir dringend neue Therapieformen, die die Lebensqualität der Betroffenen mit kognitiven Einschränkungen verbessern. Viele Betroffene mit diesen Symptomen können im späteren Verlauf eine Demenz entwickeln, und darum liegt uns diese Patientengruppe besonders am Herzen.“

Prof. Dr. Karsten Witt

„Alle Patienten hatten großen Spaß an den Aufgaben, und einige Teilnehmer der Gruppe treffen sich sogar heute noch!“ Prof. Dr. Karsten Witt

Im Rahmen der Arbeitsgruppe für Neuropsychologie der Deutschen Parkinson Gesellschaft, der auch Prof. Dr. Witt angehört, wurde daraufhin beschlossen, eine wissenschaftliche Studie zu diesem Thema durchzuführen. An dem Forschungsprojekt, das von Prof. Dr. Elke Kalbe, Professorin für Medizinische Psychologie und Neuropsychologie an der Universitätsklinik Köln, geleitet wurde, waren fünf führende Parkinson-Forscher der Zentren Düsseldorf, Köln, Kiel, Oldenburg und Tübingen beteiligt.

Kognitive Gruppentherapie zeigt positive Wirkung

64 Parkinson-Patienten mit milden kognitiven Beeinträchtigungen nahmen sechs Wochen lang an dieser Studie teil. Die Hälfte von ihnen erhielt ein Gehirntraining namens Neurovitalis, bei dem gezielt die geistigen Fähigkeiten gefordert wurden. In Kleingruppen von drei bis fünf Patienten wurden in zwei Sitzungen à 90 Minuten pro Woche Gedächtnisübungen, Planungs- und Problemlösungsaufgaben sowie Orientierungsübungen absolviert. Die Kontrollgruppe praktizierte unter den gleichen Rahmenbedingungen ein leichtes Ausdauertraining mit Dehn- und Entspannungsübungen sowie Gymnastik. Das Ergebnis war verblüffend: Die Patienten, die an dem kognitiven Gruppentraining teilnahmen, zeigten nach dem Training eine deutliche Verbesserung ihrer Handlungskontrolle. Nach sechs Monaten konnte sogar eine Verbesserung der Gedächtnisfunktion festgestellt werden.

“Besonders überrascht hierbei hat mich zu sehen, mit wie viel Freude die Patienten an dem kognitiven Training teilgenommen haben“, so Prof. Dr. Karsten Witt. “Ich hatte eigentlich erwartet, dass eine Art Konkurrenzsituation entsteht und die Parkinson-Patienten ihre geistige Leistung untereinander vergleichen, doch das Gegenteil war der Fall: Alle hatten großen Spaß an den Aufgaben, und einige Teilnehmer der Gruppe treffen sich sogar heute noch. Dies beflügelt mich zusätzlich, meine Arbeit mit den Patienten weiter fortzusetzen!“

Hoffungsvoller Ausblick

“Es ist großartig, dass die Spender des ParkinsonFonds Deutschland unsere Arbeit unterstützen. Dank ihrer Spenden konnten wir erstmals eine zentrumsübergreifende, randomisierte Studie auf diesem Gebiet durchführen, die wichtige Ansätze für neue Behandlungsformen hervorgebracht hat. Hierauf sind wir stolz und hoffen, dass kognitives Gruppentraining bald eine Standardtherapieform für Parkinson darstellen wird, die von ambulanten Therapeuten angeboten und allen Betroffenen zur Verfügung stehen wird“, fasst Prof. Dr. Witt zusammen.

Die Wissenschaftler sind optimistisch, dass kognitives Training als Therapie zukünftig von den Krankenkassen vergütet werden und somit einer breiten Gruppe von Patienten zur Verfügung stehen könnte. Einen schöneren Erfolg unserer Arbeit und der großzügigen Unterstützung unserer Spender können wir uns nicht vorstellen!
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